Die Saturn-Pluto-Konjunktion 2020

Mit 3 Planeten im Schützen (Sonne, Merkur, Jupiter – noch dazu in Konjunktion) gehöre ich zweifellos zu den Menschen, denen die hilfreiche Neigung zur optimistischen Sicht der Dinge in die Wiege gelegt wurde.

So also will ich auch nicht einstimmen in den Chor mancher MundanastrologInnen, die schon seit Jahren angesichts des neuen Pluto/Saturnzyklus (ab 12.1.2020 bis 2053) Katastrophenszenarien heraufbeschworen haben. Nein, ich will die negativen Manifestationen von Saturn/Pluto nicht kleinreden. Ich will die aktuell erlebte Auswirkung dieser Konstellation schon gar nicht beschönigen. Zu herausfordernd sind die archetypisch unbarmherzig zur Wandlung auffordernde Kraft von Pluto und die kontrollierende, strenge, grenzziehende und zur Beschränkung auf das Wesentliche auffordernde  Kraft von Saturn.

Jedoch halte ich es auf der Ebene der kollektiven Deutung gleich wie mit der Deutung der persönlichen Horoskope meiner KlientInnen in meinen Beratungen. Die psychologische Astrologie lehrt uns: Je höher und bewusster die Entwicklungsebene, auf der wir ein Planetenprinzip leben, umso weniger Probleme macht es uns, weil wir seine konstruktiven Kräfte für uns und zum Wohl anderer besser nützen können.

Und so also könnte ich als psychologische Astrologin nicht beraten, würde ich nicht grundsätzlich an die Entwicklungsfähigkeit von Menschen durch Prozesse der Selbsterkenntnis glauben. Um dann in der Beratung den gemeinsamen Blick zu konzentrieren auf die Potentiale, die der Person zur Verfügung stehen, damit sie gestärkt aus der Krise hervorgehen und neue Lösungswege gehen kann.

Am 12.1.2020 also endete der 1982 begonnene Saturn/Pluto-Zyklus, und es begann mit einer neuerlichen Konjunktion der beiden Planeten im Steinbock ein neuer Zyklus, der bis 2053 anhält.

Neue Zyklen von Langsamläufern (Pluto, Neptun, Uranus) läuten immer eine neue Ära ein. Ereignisse zu Beginn dieser neuen Zeitqualität liefern uns schicksalsbildende Hinweise auf die zukünftigen Herausforderungen. Aber eben auch auf die damit verbundenen Chancen.

Was also haben uns Saturn und Pluto im Zusammenhang mit Covid-19 zu sagen?

Saturn steht archetypisch für Staat, Strukturen, Normen, Regeln, Obrigkeit, Autorität, Gesetz, Angst, Einschränkung, Verantwortung, Kontrolle, Geduld, Ausdauer, Disziplin, Strenge, das Alter, Konzentration auf das Wesentliche, Verantwortung und Selbstverantwortung…

Pluto steht für Macht und Ohnmacht, Werden und Vergehen, Transformation, Ideologie und Dogmen, Schattenbereiche wie Korruption, Druck und Manipulation, Krise, Grenzerfahrungen, Schuld und Schulden, geistige Werte…

Covid-19 und der Umgang der Staaten mit dem Virus ist ein anschauliches Beispiel dafür, wie sich das Zusammentreffen der beiden Planeten – noch dazu im Steinbock – bei einem gleichzeitigen Zusammentreffen mit Jupiter auf der irdischen Ebene zeigen kann.

Die staatliche Macht sieht sich gezwungen, in das private Leben der Menschen einzugreifen. Zwingt uns zu Disziplin und Selbstbeschränkung. Fordert uns täglich zu Geduld und Ausdauer auf. Appelliert an die Jungen, Verantwortung für die Alten zu übernehmen und auf die bisherigen Annehmlichkeiten ihres Lebens zu verzichten.

Unsere Bewegungen werden kontrolliert und Vergehen werden sanktioniert.

Die lange und starke Hand des Gesetzes wird allerorts noch verlängert. Polizei und Militär werden aufgerüstet.

NachbarInnen beginnen bereits, von ihren Fenstern aus zu kontrollieren, ob sich die anderen wohl diszipliniert verhalten.

Und die täglichen Horrormeldungen von anderen Ländern verbreiten Angst und Schrecken.

Für viele von uns ist die Einschränkung unseres Alltags eine plutonische Grenzerfahrung:

Für jene Kinder und Frauen, die der Gewalttätigkeit ihrer Väter und Ehemänner noch hilfloser ausgeliefert sind als sonst.

Für die Kranken und Sterbenden, die keine Besuche mehr erhalten dürfen. Denen kein Familienmitglied im Sterbeprozess zur Seite stehen kann und für deren Angehörige, die den Kranken und Sterbenden beistehen möchten.

Für die Ärzteschaft, die in überlasteten Gesundheitssystemen entscheiden muss, wer das Beatmungsgerät erhalten darf und wer nicht.

Für alle, die jetzt (trotz hoher staatlicher Förderungen an die Firmen) ihre Arbeit verlieren.

Für alle, deren Existenzen gefährdet sind. Bis hin zu den in der Einsamkeit Verzweifelnden, die von Selbstmordgedanken geplagt werden.

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Angesichts solcher realer Auswirkungen astrologisch angezeigter Zeitqualität fällt es schwer, die jedem astrologischen Prinzip innewohnenden positiven Aspekte hervorzukehren. Und dennoch ist es gerade jetzt bedeutsam und vermutlich auch heilsam, unsere Aufmerksamkeit darauf zu lenken.

Pluto-Thema Transformation/ Saturn-Thema Strukturen und Fundamente:

Covid-19 bringt an die Oberfläche (=Pluto-Wirkung), wo wir in den letzten Jahren korrekturbedürftige Strukturen (= Saturn-Thema ) entwickelt haben, und fordert uns zu tiefgründiger und verantwortungsbewusster Nachdenklichkeit auf. Dabei geht es zum Beispiel um:

  • Schlank gesparte Gesundheitssysteme…
  • Den Fachkräftemangel im Pflegebereich…
  • Internationale Abhängigkeiten durch Auslagerung der Produktion in Billiglohnländer (Medikamente aus China)…
  • Unser umweltschädliches Reise- und Fortbewegungsverhalten…
  • Unsere Lohnsysteme (leistet der Starfußballer wirklich verhältnismäßig so viel mehr als die Verkäuferin im Supermarkt oder der Pfleger auf der Krankenstation oder der Kassenarzt/die Kassenärztin? Wer also sind die wahren LeistungsträgerInnen in unserer Gesellschaft?)…

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Wann, wenn nicht jetzt, wollen wir unsere  Ausnahmeerfahrungen wahrnehmen und achten als Wegweiser  für notwendige strukturelle Veränderungen?

Pluto- Thema Macht und Druck/Saturn-Thema Angst:

 Die vorherrschende Angst vor einer allfälligen Ansteckung und vor der Weiterverbreitung des Virus lässt uns die Zwangsmaßnahmen des Staates und die damit verbundenen Folgen diszipliniert akzeptieren. Aber gleichzeitig beginnen wir uns – mit Recht, wie ich meine – kritisch zu fragen, ob nicht bisherige demokratische Strukturen dadurch auf Dauer gefährdet sein könnten. Pluto fordert uns immer zur Tiefgründigkeit auf, unter die Decke der Oberfläche zu schauen. So bietet er uns jetzt durchaus die Chance, allem Populistischen eine Absage zu erteilen und einen neuen und intensiven politischen Diskurs zu führen. Zum Beispiel über die Frage: Auf welchen Fundamenten steht unsere Demokratie, und was sind wir bereit, zu deren Stärkung oder nötigenfalls auch Rettung beizutragen?

Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen. Immer geht es um dasselbe Prinzip: Pluto zwingt uns jetzt unerbittlich in die Schattenbereiche unseres Daseins, zerstört, weil Neues entstehen will. Es liegt an uns, die Herausforderung dieses neuen Zeiten -Zyklus zu verstehen, zu akzeptieren und das Neue zunächst zu definieren, um es dann gestalten zu können.

Und ja, wir werden zumindest bis zum Jahresende viel Mühe und Entbehrung auf uns nehmen müssen. Dabei sind wir aufgefordert, diese nach unseren Möglichkeiten gerecht zu verteilen und möglichen Krisenprofiteuren auf die Finger zu schauen. Unser Leben wird in der nächsten Zeit weniger Spaß machen, aber stattdessen können wir vielleicht in der wachsenden Ernsthaftigkeit auch so etwas wie stille Freude entdecken.

Das Planetenpaar Pluto und Saturn im Steinbock ist zunächst mal dahergekommen mit der Überschrift: “ Wir machen Druck“.

Wir haben jetzt viele Jahre die Chance, diese Überschrift zu wandeln und dennoch im Einklang mit der Zeitqualität zu stehen.

Wie wäre es mit: „Wir arbeiten hart und ausdauernd (Saturn) daran, ein neues Leitbild (Pluto) für einen verantwortungsvollen Umgang mit allen und allem entstehen zu lassen.“ Und nein, ich bin nicht so naiv zu glauben, dass da jetzt alle an dieser Überschrift mitschreiben werden. Aber vielleicht unter wachsendem öffentlichen Reformdruck doch genügend.(Übrigens ein ganz neues Betätigungsfeld für die Social Media Influencer).

Wie in persönlichen Krisen geht es eben  jetzt in der kollektiven Krise auch darum zu sehen, welches Potential wir als Gesellschaft aktivieren können, um das „Danach“ konstruktiv zu gestalten.

Wachsendes Bewusstsein für das Wesentliche im Leben, Verantwortung für einander und für die Natur, Dankbarkeit für die Freude, die wir einander schenken können und die Überzeugung, dass das gute und menschenwürdige Leben für alle möglich ist, gehören sicher zu diesem Potential. Und vor allem Geduld und Ausdauer. Dazu allerdings bedarf es der Zuversicht.

Vielleicht , so denk ich mir manchmal, hätte ich mit meinen Eltern und Großeltern öfter darüber reden sollen, wie sie nach dem Krieg ihr Leben wieder neu erfunden haben.

Lasst uns also zuversichtlich sein !